OUTPOST - Die Glosse

 
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„Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah‘?"
Ferien mit 'den Kleinen'

(von Jonaja)

09.03.2002 - 18:30h

 
Genau! Warum sollen wir z.B. nach Mallorca, oder auch liebevoll "Malle" genannt, fliegen, wenn sowieso alles im Fernsehen gezeigt wird, was wir sehen wollen: Junge Damen leicht beschürzt, bei welchen man sich die spektakuläre Frage stellt, sind sie in der Pubertät oder kommen sie noch rein, und wo haben sich die ganze Zeit die Eltern versteckt? Ist ihnen bewußt, daß sie ihre Aufsichtspflicht verletzten, ist ihnen klar, daß die Nachbarn das Kind im Fernsehen wiedererkennen, wenn es auch nur spärlich bekleidet ist?

Regenbogen-Tours hat auf Mallorca immer die Nase vorn, dort steckt man einfach 40 halbausgewachsene Menschenkinder, geschlechtlich gemischt natürlich, in einen Bus, gibt ihnen viel gehirnzellenabsterbenfördernde Getränke, quetscht ein Kamerateam mit rein und los geht's. Nach einer Stunde Busfahrt sehen die meisten Kids (der Gesichtsfarbe nach zu urteilen) gut durchblutet aus. Das Stimmungsbarometer steigt, die ersten Kleidungsstücke sinken und der Busfahrer ist nahe am Tinitus.

Dann folgen in illustrer Stimmung die ersten Interviews. Frage an eine künstlich nachgeholfene Blondine, die gerade damit beschäftigt ist, ihrem linken Nachbarn Nachhilfe in Mund zu Mundbeatmung zu erteilen: "Und wie gefällt es dir bisher?". Diese Frage war eindeutig zu anspruchsvoll formuliert! Sie trennt sich ruckartig von ihrem Nachbarn, den das wenig stört, denn links neben ihm sitzt ja noch jemand - egal ob männlich oder weiblich: Nachhilfe ist immer gut. Der Gesichtsausdruck von Blondie verrät jedem Zuschauer, daß sie offensichtlich etwas irritiert ist oder gleich eine Panikattacke bekommt, die Augen sind weit aufgerissen und der Mund steht offen, ihre Gesichtsfarbe ändert sich phänomenal schnell von Rot in Burgunderrot. Die Reporterin stellte die Frage noch einmal, aber mit einem anderen Satzbau: "Und - is‘ gut bis jetzt?". Blondie zieht langsam eine Augenbraue hoch, schließt den Mund und sagt: "Ja". Damit ist das Interview beendet. Schön, wie kommunikativ doch unsere Jugend sein kann.

Nach ca. sieben kollektiven Pinkelpausen, einem Zusammenbruch des Busfahrers, einem Halt an der Tanke - weil die flüssige Nahrung ausgegangen ist und die lecker Tütchen, wo der Mageninhalt reinkommt, alle sind - sind unsere Kids auch schon auf Malle. Der Busfahrer - sichtlich erleichtert - öffnet die Türen der Gepäckräume und verschwindet spurlos vom Erdboden. In fröhlicher Runde und lautstark checken die Jugendlichen ins Hotel ein. Die nächste Begegnung dann am Planschbecken des Hotels, es werden lustige Spiele gemacht wie z.B. Unterwasserfummeln und Geschicklichkeitsspiele nach dem Motto „wie öffne ich am schnellsten das Bikinioberteil eines Mädels“, während von der weiblichen Front spekuliert wird, ob der eine oder andere wirklich das in seiner Badehose hat, was man dort vermutet.

Das zweite Interview folgt! Frage an einen jungen Mann:" Weißt du schon, was du heute Abend machst?" - Antwort: " Hähä, na was wohl?". Das ist der Moment, in dem man merkt, etwas fehlt dem Bub doch, entweder Kleinhirn oder Großhirn. Nach Beendigung des Unterwasserfummelns geht es in den abendlichen Stunden voller Elan in die Stadt, von einer Kneipe in die andere.

Nach vier Stunden Orientierungslauf sind dann auch die lieben Kleinen etwas erschöpft, der Beweis sind Essensreste in den Zahnspangen, halboffene Augen, der glasige Blick und die Tatsache, daß wegen leichter Sprachhindernisse kein Interview mehr möglich ist. Na, dann ab in die Koje. Am nächsten Morgen sieht man dann männliche Jugendliche aus fremden Hotelzimmern schleichen, denen wohl klar wurde, daß das nicht ihr Zimmer war und auch nicht ihre Freundin, die neben ihnen lag.

Ein kleiner Appell noch an die Eltern: Denkt immer daran: Eure Kinder sind eure Zukunft.

 

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